Tag 71
Der Wetterbericht hatte zwar für die nächsten paar Tage Gewitter und Monsunregen vorausgesagt.
Trotzdem wagte ich es heute wieder auf den Trail. Vor jedem Pass musste ich mich jedoch kurz fragen, ob es Sinn ergibt, hochzugehen. Ich hatte Glück und wurde jedes Mal von Blitz und Tonner verschont.
Es war schon spät, als ich beschloss, mir einen Platz zum Schlafen zu suchen. Da sah ich auf einmal zwei Zelte, die mir sehr bekannt vorkamen. Ich fragte vorsichtig, ob hier Rowman und Stoke seien, und postwendend kam im Kanon zurück: „Yes, Peppermint?!“ Es waren tatsächlich Rowman und Stoke, mit welchen ich vor meiner Käfer-Geschichte gewandert bin. Ich freute mich sehr, sie wiederzutreffen und es schien, als freuten sie sich auch. Rowman, bereits im Pyjama gehüllt, kam gleich aus dem Zelt gehüpft, um mir ein wettergeschütztes Plätzchen für mein Zelt zu zeigen.




Tag 72
Wir zogen früh los, weil auch für heute wieder zwei Pässe zu überwinden waren und das Gewitterrisiko immer noch hoch war.
Am Nachmittag kamen wir beim Berthoud Pass an. Nachdem alle das Plumpsklo aufgesucht hatten, setzten wir uns noch ein bisschen hin.
Da kam Stoke plötzlich die Idee: Von hier könnten wir nach Winter Park hitchhiken. Und dort könnten wir uns ein Zimmer teilen, Pizza essen und wir wären sicher vor Gewittern. Ein 4’000er, 10 km und ein paar Höhenmeter lagen eigentlich noch vor unserem Tagesziel. Aber die Wolken am Himmel verhiessen nichts Gutes.
Auf FarOut, der App, über die man sich alle wichtigen Wanderinfos holt, fanden wir ein Hotel, das CDT-Hiker Zimmer für 50 Dollar pro Nacht anbietet. Stoke rief beim Hotel an und der Besitzer bestätigte, dass er für uns ein Zimmer frei hätte und meinte, er könne uns auch gleich beim Pass abholen. Dieses Angebot konnten wir nicht ausschlagen.
Zwanzig Minuten später hielt ein grosser Pickup vor uns an. „Ihr seid sicher die drei Wanderer, die für heute Abend einen sicheren Hafen sucht?“, fragte der grossgewachsene Mann. Er brachte uns sogar eisgekühltes Bier mit!
Nachdem wir das sehr gemütliche Zimmer bezogen hatten, gingen wir vis a vis des Hotels etwas essen.
Ich genoss die Tage, die ich alleine unterwegs war. Aber Zeit mit anderen Wanderern zu verbringen, ist halt wirklich auch schön.
Am Abend bekam ich noch eine Hiobsbotschaft von Tigerduck, ebenfalls Schweizer: Er habe einen Parasiten aufgelesen. Er liege im Spital, weil sein Kaliumspiegel nach tagelangem Durchfall lebensbedrohlich tief sei. Ich hoffe, es geht ihm bald besser. Ich bin echt froh, hatte ich vor ein paar Tagen nur eine leichte Magenverstimmung aufgelesen.




Tag 73
Der Wetterbericht für heute sagte wieder einmal Gewitter voraus. Also beschlossen wir, einen Pausentag einzulegen. Denn morgen soll wieder die Sonne scheinen.
Den Tag starteten wir mit einem deftigen Frühstück. Dutch, ebenfalls CDT-Hiker, gesellte sich zu uns.
Wir konnten nicht im Zimmer bleiben, in welchem wir letzte Nacht übernachtet hatten. Stattdessen konnten wir ein grösseres Zimmer mit Galerie für denselben Preis beziehen. Das Angebot hatten wir natürlich dankbar angenommen.
Tag 74
Heute ging es wieder los auf den Trail. Nach dem Frühstück stellte ich mich zusammen mit Stoke, Rowman und Dutch an die Strasse, um einen Hitch zu bekommen. Es dauerte etwa eine viertel Stunde, bis ein Inder mit einem Familienvan anhielt. Der Mann war sehr nett, aber sein Fahrstil war etwas kriminell. Die Kurven auf den Pass hatte er meistens geschnitten. Aber die Fahrt dauerte zum Glück nicht sehr lang.
Heute standen die zwei letzten 4’000er auf dem Programm. Das Wetter war ein Träumli und besonders die Aussicht vom James Peak war fantastisch!
Nach den zwei Gipfel führte der Wanderweg lange den Bergrücken entlang. Dort wehte ein sehr starker Wind. Ich bin froh, haben wir mit diesem Abschnitt gewartet bis das Gewitterrisiko kleiner war. Hier oben hätte ich nicht in ein Gewitter geraten wollen.
Nach dem Abstieg versperrten viele gefallene Bäume den Weg und es war gar nicht so einfach, einen Zeltplatz zu finden.








Tag 75
Zur Abwechslung war es heute mal grössten Teils flach. Der Wanderweg führte durch Wälder und an ein paar Seen vorbei, was ich sehr genoss.
Wir schafften es bis nach Grand Lake, ein kleiner Touristenort. In der Shadow Cliff Lodge fanden wir dann Unterschlupf. Die Unterkunft, welche mich ein bisschen an eine SAC-Hütte erinnert, befindet sich im Hang oberhalb des Dorfes. Die Aussicht auf den See und die Berge ist wunderschön.
In der grossen, gemütlichen Stube sassen wir am Abend zusammen und liessen den Tag ausklingen.







Roger Hunziker
Liebe Cornelia,
Interessante Berichte, vor allem vom zugedröhnten Hostel!!
Ich wünsche Dir weiterhin guten Mut und viel Spass!
Gruss Roger
admin
Hoi Roger
Vielen Dank! Ja, das war ein Erlebins… 😉
Liebe Grüsse