Tag 3
Heute bin ich früh losgezogen. Der Weg wurde etwas spannender. Es ging nicht immer nur gerade aus, endlich war ein bisschen Steigung drin. Der Wind wurde nochmals stärker. Mit meinem Monster von Rucksack bin ich leider alles andere als windschnittig unterwegs…
Teils kamen Böen, die mich fast wegfegten.
Bei einer Wasserstation traf ich die Hiker wieder, die ich gestern kennengelernt habe. Rachel, etwa in meinem Alter, Marmot, eine ca. 65-jährige Lady und Tanja und Hanno, beide etwas älter als ich. Es war eine unterhaltsame Truppe und wir verweilten eine Zeit im Schatten.
Zusammen mit Tanja, Hanno und Rachel bin ich noch ein paar Meilen gelaufen, bis wir dann an einem schönen, halbwegs windgeschützten Ort entschieden, unser Nachtlager aufzuschlagen.
Da es immer noch recht windig war, suchte ich mir den grössten Busch weit und breit aus, der mich vom Wegblasen schützen sollte. DER PERFEKTE SCHLAFPLATZ, dachte ich mir. Ich stellte mein Zelt auf, kochte meine Instantnudeln und ass genüsslich Znacht.
Plötzlich fing es an, dieses seltsame Geräusch, direkt aus dem Busch. Wohl eine Maus, dachte ich mir. Es wurde kontinuierlich lauter und hörte sich immer näher an. Langsam befürchtete ich, dass sich da ein anderes Wesen herumtreiben könnte. Ich beobachtete das Ganze etwas distanzierter. Dann entschied ich mich, meine Zeltnachbarin, die sich als Amerikanerin mit den hiesigen Tieren definitiv besser auskennt als ich, um Rat zu bitten: Rachel, weisst du wie sich eine Ratterschlange anhört? Warte, ich komme gleich raus, antwortete sie prompt. Da stand sie auch schon da, bereits im Morgenrock gekleidet. Oh Honey, that’s definitely a rattlesnake! Shit.
Die Schlange haben wir nie gesehen, aber sie war definitiv in diesem Busch, und sie teilte uns unmissverständlich mit, dass sie vor mir da war. Also hatte ich zu gehen. Wir versuchten, die Heringe aus Distanz mit Hilfe unserer Wanderstöcke zu lösen, was zum Glück ganz gut geklappt hat. Das ganze Zelt samt Gepäck haben wir dann an einem anderen Ort platziert.
Mittlerweile sind auch Tanja und Hanno zur kleinen Biologielektion dazugestossen. Erst als ich mich wieder eingenistet hatte, meinte Tanja: Oh, hoffentlich kommt da keine Tarantel raus, und zeigte auf das Loch im Boden, zwei Meter von meinem Zelt entfernt.



Tag 4
Die Tarantel ist nicht rausgekommen und ich wurde diese Nacht auch von keinem anderen Tier vertrieben. Zusammen mit Tanja und Hanno bin ich wieder früh losgezogen.
Ich bin im Stechschritt voraus gewandert und dabei fast auf eine Klapperschlange getreten. So sehen die Viecher also aus. Sie bewegte sich nicht, sie war wohl tot. So sind sie mir lieber.
Heute sind wir ganz gut vorwärtsgekommen. Wir brauchen wohl trotzdem einen Tag länger als geplant, bis wir wieder in Lordsburg sind.
Von gestern habe ich eins gelernt: Bevor man sich irgendwo niederlässt, sollte man sich zuerst bei den Nachbarn vorstellen. So habe ich am Ort, wo ich mein Zelt aufschlagen wollte, erst meine Wanderstöcke aufeinander geklopft. Es klapperte nichts, also richtete ich mich ein.
Nach dem Essen kam Rachel zu mir und fragte mich, ob ich Lust hätte, mir ihr ihren Flamingo-Drachen steigen zu lassen. Ja, sie schleppt doch wirklich den ganzen Weg einen Drachen mit. Wir hatten unseren Spass, der Wind stimmte perfekt. Bubi spiele, Bubi gsund.





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