Tag 131
Irgendwie mussten wir heute Morgen wieder von East Glacier nach Two Medicine kommen, wo wir die letzten drei Tagesetappen in Angriff nehmen wollten. Also versuchten wir es mit Autostopp.
Bereits nach kurzer Zeit hielt ein älterer Herr an und nahm uns mit. Eine Zeitlang glaubte ich aber fast nicht mehr daran, dass wir auch wirklich an unserem Ziel ankommen werden. Denn unser Fahrer raste an der Abzweigung nach Two Medicine vorbei. Unser Hinweis, dass wir soeben die Abzweigung verpasst hätten, ignorierte er. Er wisse schon, wie man nach Two Medicine käme, meinte er nur. Nach etwa 45 Minuten durch den Park cruisen (die Aussicht war phänomenal, keine Frage), zeigte Stoke ihm auf der Karte, dass wir in die entgegengesetzte Richtung fuhren. Der Mann sagte nicht viel darauf, aber immerhin wendete er endlich. Etwas verspätet kamen wir dann doch noch in Two Medicine an.
Stoke erklärte sich das Verhalten des Mannes mit dem Old White Men Syndrom: „Die lassen sich halt nicht gerne etwas sagen, schon gar nicht von zwei komischen, dreckigen Hippies, die quer durchs Land wandern.“
Als wir dann endlich auf dem Trail waren, wurden wir mit einer fantastischen Aussicht belohnt.





Tag 132
Die heutige Etappe führte uns bis nach Many Glacier. Als wir uns dem Touristenort näherten, trafen wir auf einmal auf sehr viele Tageswanderer. Wir sahen wohl auf dem ganzen Trail nicht so viele Leute wie heute.
Nachdem wir unsere Zelte auf dem Campingplatz aufgestellt hatten, gönnten wir uns erstmal ein Riesen Softice. Später gesellten wir uns zu ein paar anderen Wanderer und liessen unseren letzten Abend auf dem Trail gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.


Tag 133
Es war ein bittersüsser Moment, heute Morgen ein letztes Mal den Rucksack zu packen und los zuwandern. Aber dieser Tag musste einmal kommen.
Auf Empfehlung einiger anderer Wanderer nahmen wir die Route durch den Ptarmigan Tunnel. Mir fiel von Anfang an auf, dass viel und vor allem frischer Bärenkot auf dem Wanderweg lag. Gerade als wir aus dem Tunnel kamen, kreuzte uns eine Rangerin, die den Durchgang schliessen wollte „wegen Bärengefahr“. Na, zum Glück konnten wir noch durch den Tunnel gehen UND wurden nicht vom Bären gefressen.
Der restliche Weg war mehrheitlich flach und einfach zu gehen. Aber die letzten Meilen kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Als ich dann endlich aus dem dichten Wald kam und das erste Auto, das ich sah, das eines Border Patrols war, wusste ich: Ich habe es geschafft, ich bin an der kanadischen Grenze angekommen!
Leider ist der Grenzübergang nach Kanada seit der Pandemie geschlossen. Angeblich hätten die Kanadier zu wenig Grenzpersonal, meinte ein amerikanischer Grenzbeamter. Wir konnten es trotzdem nicht lassen, kurz nach Kanada zu gehen. Der Grenzbeamte machte einfach für einen Moment die Augen zu.
Nun ist meine Wanderung also zu Ende. Ich bin unglaublich dankbar, konnte ich dieses grossartige Abenteuer erleben. Auf der ganzen Wanderung hatte ich zum Glück keine nennenswerten Beschwerden und ausser ein paar Zehennägel ist alles noch dran. Viel Schweiss habe ich vergossen. Und ich muss zugeben, ab und zu auch mal ein paar Tränen verdrückt aus Heimweh oder einfach totaler Erschöpfung. Aber irgendwie gings immer weiter. Und vielleicht fragt ihr euch jetzt immer noch, wieso man sich so etwas antut. Darum:
Meine Highlights waren:
… als nach zwei Tagen Schneegestöber endlich wieder die Sonne mein Gesicht wärmte
… als mein Wandergspändli mir sein letztes WC-Papier opferte
… der Blitz nicht mich, sondern den Baum 10 m neben mir traf (es hat auch seine Vorteile, wenn man nicht so gross gewachsen ist)
… als ich nach 30 km Durststrecke endlich das Plätschern eines Baches hörte
… eine Dusche nach sieben Tagen
… dass ich nicht vom Bären gefressen worden bin
… dass ich nicht von einem Moose zertrampelt worden bin
… ein richtiges Menü nach sieben Tagen Instantgerichten
… ein Gespräch mit einem Menschen nach fünf Tagen totaler Einsamkeit
… das Magenknurren nach zwei Tagen Erbrechen und das Wissen, dass ich nun über dem Berg war
… ein flaches Plätzchen fürs Nachtlager
… die Autofahrer, die anhielten, um mich in die nächste Stadt zu bringen
… frisch gewaschene Kleider
… eine Wassermelone
… Wasser, das man nicht zuerst filtern muss
… einschlafen bei Sonnenuntergang und aufwachen bei Sonnenaufgang (und das ohne Wecker)
… zu realisieren, wie wenig (materielles) man eigentlich braucht
… die Zeit für mich selbst
… die Zeit mit wunderbaren Menschen
Und natürlich gab es auch Dinge, die nicht so toll waren. Aber die habe ich schon fast wieder vergessen. 😉
So, das war’s. Vielen Dank an alle, die mich auf meiner Reise begleitet haben und mich immer wieder mit ermutigenden Worten unterstützten.
Ich werde mich jetzt noch ein bisschen im Glacier National Park erholen, und danach kommt die wohl grösste Herausforderung meiner ganzen Reise auf mich zu: 17 Stunden ruhig im Zug sitzen.
In gut zwei Wochen werde ich dann endlich Tobi treffen und wir werden es uns in Hawaii gut gehen lassen.
Adieu, merci!







Margrith Wicki
Liebe conny, ich gratuliere dir herzlichst zu deinem Megatrip. Danke für die interessanten Reiseberichte die mich immer mal wieder im Zug zur Arbeit begleitet haben. Ich freue mich schon auf deinen Exploravortrag….😉
Ich denke du bist mächtig stolz auf dich.
Von Herzen Margrith
Monika Arm
Liebs Conny
Merci för die wonderbari Gschecht. Be so froh, hesch du das so toll gschafft. I freu mi ganz fest bis de weder ganz fest cha i d Arme näh.😘😘😘😘
J.kamber@bluewin.ch
Gut gemacht Conny. War immer spannend deine Reisebescheibung.
Liebe Grüsse Jürg
Esther Herrmann
Härzleche Glückwunsch liebs Conny!
Ha mi immer uf diner spannende Reisebrichte gfröit u mängisch mitgfieberet oder mitglitte. Gueti Erholig u chum gsund wider hei.
Liebs Grüessli Esther Herrmann
Roger
Congratulations
Deine Geschichten waren immer interessant und amüsant!
Gute Erholung!
Gruss Roger
Karen
It is only a few days since you’ve completed your Mexico to Canada hike. I just happen to be the lucky one who is sharing the Air BNB with you on the beach at the Oregon Coast. It was a true joy, hearing of your life in Switzerland, and your upcoming reunion with your beloved in a few days. Thank you for writing and sharing your travel journal so we can all experience it in our mind and imagination.
I wish you many more adventures ahead and blessings of health, joy, and love.
Karen from Whidbey Island Washington