Tag 47
Ein Telefonat mit Tobi und ein richtig guter Kaffee, mehr braucht es nicht für einen perfekten Morgen!
Heute bin ich in Pagosa Springs auf Entdeckungstour gegangen. Es ist ein netter, kleiner Ferienort mit vielen heissen Quellen. Mir ist aber schnell aufgefallen, dass sich die Leute hier nicht nur beim Baden entspannen. 2014 hat Colorado den Kauf, Besitz und Konsum von Cannabis legalisiert. Dementsprechend reihen sich Hanf-Apotheken aneinander. Für fast jedes Wehwehchen gibt es hier das passende Gräsli.
Nachdem ich für die nächsten sechs Wandertage Essen eingekauft hatte, wollte ich mit ein paar Hiker kurz auf ein Mittagessen in eine Brauerei. Es kamen immer mehr Leute dazu und schlussendlich sind wir abends um acht Uhr noch dort gesessen. Es war eine richtig gemütliche Runde.
Die meisten sind danach mit ein paar lustigen Zigaretten zu den Hotsprings gegangen. Ich fühlte mich auch ohne Gras und Bad tiefenentspannt und nutzte die Chance, das Bungalow für mich alleine zu haben und etwas die Ruhe zu geniessen.





Tag 48
Bevor es wieder losging mit wandern, wollte ich mir noch ein deftiges Frühstück gönnen. Zusammen mit Hornsbee und McGuyver ging ich ins nächstgelegene Restaurant. Ich bestellte irgendwelches Brot, getunkt in einer Art Béchamelsauce. Es sah nicht so appetitlich aus, aber schmeckte erstaunlich gut.
Nach dem Mittag machte ich mich mit McGuyver und Kingo auf den Weg zurück zum Trail. Wir stellten uns an die Strasse Richtung Wolf Creek Pass und streckten unsere Daumen aus. Es dauerte nicht lange, bis ein älterer Mann anhielt. Zusammen mit seinen zwei Hunden quetschten wir uns in seinen Pickup und fuhren den Pass hoch. Unser Chauffeur wohnt seit 20 Jahren in Pagosa Spring, ist Imker und gab uns ein Glas Honig mit auf den Weg.
Das Wetter ist im Gegensatz zu den letzten Tagen einfach traumhaft! SO macht Wandern Spass! Mit einem Riesen Grinsen im Gesicht wanderten wir bis zum Sonnenuntergang.





Tag 49
Auch heute war wieder schönes Wanderwetter. Wir mussten ein paar Schneefelder queren und es waren ein paar Nervenkitzler dabei.




Tag 50
Heute stand die Überquerung des von allen gefürchteten „Knife Edge“ an. Ich bekam bereits beim ersten Anblick ein wenig Herzflattern. Wenn man hier ausrutscht, fällt man etwa 800 m in die Tiefe. Ausserdem hatte es noch ziemlich viel Schnee. Und der war ziemlich weich und dementsprechend anfällig für Nassschneelawinen.
Diesen Weg hätte ich nicht mal in Seilschaft gewagt. Ich war froh, waren McGuyver und Kingo derselben Meinung. Also beschlossen wir, abzusteigen, um später an einem etwas weniger steilen Ort wieder aufzusteigen. Aber auch dieser Abstieg war nicht ohne. Er war extrem steil und der Untergrund nicht wirklich fest. Mir wurde ein wenig schlecht und all meine Muskeln verspannten sich. Ich spürte, wie Adrenalin durch meine ganzen Körper gepumpt wurde. Mein Riesending von Rucksack, prall gefüllt mit Essen und warmen Kleidern, zog mich immer mehr talwärts, was auch nicht gerade förderlich war für den Abstieg. McGuyver und Kingo halfen mir, wo sie konnten. So trugen sie sogar meinen Rucksack, damit ich bei der Kletterpartie etwas agiler war. Das war mir ein bisschen unangenehm, aber manchmal muss man wohl einfach Hilfe annehmen. Teamwork makes the Dreamwork.
Wir alle haben die Kletterei zum Glück ohne Schaden überstanden. Dieser Abschnitt raubte uns aber ziemlich viel Zeit, so wanderten bis in den Abend hinein.


Tag 51
Da wir gestern für Hikerverhältnisse wirklich sehr spät schlafen gingen (ca. um 22.00 Uhr), blieben wir heute Morgen im Zelt, bis es warm wurde. Es war eine angenehme und warme Nacht, meine Schuhe waren für einmal nicht gefroren.
Der Weg führte von Anfang an bergauf. Egal wann ich loslaufe, irgendwie braucht mein Körper immer ein paar Stunden bis er hochgefahren ist. Ausserdem spürte ich ein bisschen Muskelkater, der Tag gestern zehrte schon an den Kräften…
Nachdem ich dann endlich auf Hochtouren war, ging es fast nur noch gerade aus. Es ist wirklich verrückt, wie lange man hier auf 3’500 m.ü.M. geradeaus laufen kann!
Der Weg führte vorbei an Seen und vielen toten Bäumen, ja sogar an einem ganzen Baumfriedhof! Der Borkenkäfer hat auch hier ganze Arbeit geleistet.
Schneefelder mussten wir heute nicht viele passieren. Es scheint, als ob der letzte Schneesturm hier nicht allzu viel Niederschlag gebracht hat. Ausserdem steigt das Thermometer nachmittags auf teils fast 20 Grad. Die Schneeschmelze schreitet also rasch voran.
Gegen Abend haben wir einen schönen, flachen Platz mit Bach in der Nähe gefunden. Der perfekte Ort zum Übernachten! Das haben sich auch ein paar andere Hiker gedacht. Schlussendlich waren wir zu sechst im Camp und haben gemütlich zusammen Znacht gekocht.
Ich hatte es mir schon mit einem heissen Ingwertee in meinem Schlafsack gemütlich gemacht, da rief McGuyver: „Wir haben Besuch!“ Plötzlich streckten alle ihre Köpfe aus dem Zelt. Nicht weit von unseren Zelten entfernt war ein Riesen Moose gemütlich am Grasen. Es ist eindrücklich, wie gross diese Tiere sind.





Tag 52
Heute ging es um 04.30 Uhr los. Schon kurz nach dem wunderschönen Sonnenaufgang zogen Wolken auf, was oft nicht allzu gutes Wetter verspricht.
Wir hatten vier Pässe und 20 km überwunden, da fing es leicht an zu schneien. Wenig später kam so starker Wind auf, dass ich fast weggepustet wurde. Der Schneefall wurde immer stärker und der Wind immer kälter. Mein Magen schreite nach Pasta, aber es war einfach zu kalt für eine Pause.
McGuyver und Kingo waren voraus. Als ich endlich ins Tal kam, sah ich schon von weitem Kingos Zelt. Eigentlich stellte er auf, damit wir eine kurze Zwischenpause machen können. Der Schneefall wurde aber immer wie stärker und dazu kamen noch Gewitter. Also beschlossen wir, einen Filmnachmittag im Zelt zu machen. Wir schauten „The Alpinist“ auf dem Smartphone. Der Film zeigte spektakuläre Landschaftsbilder aus Patagonien und Kanada. Mit dem Schneesturm um uns herum fühlte es sich an wie in einem 4D-Kino.
Es war eine kalte Nacht. So kalt, dass das Kondenswasser im Zeltinnern gefror. Es rieselte bei jeder Böe Flöckchen auf meinen Schlafsack.




Tag 53
Nur noch 6.5 Meilen bis nach Silverton! Es war immer noch sehr kalt heute Morgen. Irgendwie scheint es, als ob der Winter hier nicht gehen möchte. In der Trinkflasche, welche ich über Nacht im Schlafsack hatte, bildeten sich nach drei Minuten in der Kälte bereits Eiskristalle. Und der Wind war so kalt, dass mein Halstuch, welches ich bis über die Nase zog, nach fünf Minuten gefroren war.
Aber die Vorfreude auf gutes Essen und eine Dusche machten die Kälte etwas erträglicher. Nach etwa 2.5 Stunden wandern kamen wir zu einer Strasse, welche nach Silverton führte. Es dauerte nicht lange, bis wir eine Mitfahrgelegenheit gefunden hatten.
Silverton ist eine hübsche, alte Goldgräberstadt. Hier ist alles locker zu Fuss erreichbar. Nachdem wir uns ein leckeres Mittagessen gegönnt hatten, checkten wir im Hostel ein, welches sich in einem historischen Gebäude befindet. Alle Aufenthaltsräume sind mit vielen Antiquitäten ausgestattet. Ich fühlte mich von Anfang an wohl hier.









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