Tag 25

Heute war mein erster wanderfreie Tag! Mit Kaffee, Bananenbrot & Telefonat mit Tobi startete ich gemütlich in den Tag. Auf der Post wartete in meiner Bouncebox ein neues Paar Schuhe auf mich. Die hatte ich bitternötig, denn meine Alten sind so was von durchgelaufen.

Nach Burger und Milchshake zum Zmittag machten Kingo und ich am späten Nachmittag ein Velotürli zum Walmart. Ich muss sagen, Velofahren ist auch eine schöne Art, sich fortzubewegen. Besonders meine Füsse schätzten die Abwechslung sehr…
Als ich den Walmart betrat, war ich erst mal heillos überfordert mit der riesen Auswahl an Essen. Was für ein Paradies für ein hungriges Wanderherz! Es dauerte über 1.5 Stunden, bis ich all meine Sachen zusammen hatte. Dafür habe ich sogar ein Stück Greyerzer gefunden. Richtiger Käse! Wow.

Im Hostel nahm dann das Chaos seinen Lauf: Wie viel Essen kommt in den Rucksack, was schicke ich als Proviant voraus? Die Planung einer Langstreckenwanderung ist echt kein Zuckerschlecken und bedarf mehr Zeit, als ich je gedacht hätte! Und so war auch mein „Zero Day“ voll ausgelastet und ging wie im Flug vorbei.

Tag 26

Bereits um halb sieben klingelte der Wecker. Ich machte mich auf unter die Dusche, denn die nächsten paar Tage wird mein Körper wohl wieder nicht so viel Wasser abkriegen. Dann schnappten wir die Velos und fuhren ins Café, welches ich schon gestern besuchte. Die Cappuccinos und frisch gebackenen Muffins sind einfach soo gut!

Frisch gestärkt ging ich noch schnell auf die Post, um meine Bouncebox und das Proviantpäckli zu versenden. Bei einem Mittagstop in einem Taco-Restaurant luden wir noch ein paar Extrakalorien und dann ging es wieder los auf den Trail.

Die ersten paar Meilen harzten noch etwas, aber dann war ich plötzlich voller Energie. Der Pausentag hat richtig gutgetan und ich habe das Gefühl, mein Körper hat sich in der kurzen Zeit völlig erholt.

Der Trail führte zuerst ein paar Meilen der Strasse entlang. Wir kamen an einem Komplex mit viel Stacheldrahtzaun vorbei. Spätestens, als ich Frauen mit orangen Overalls sah Basketball spielen, wurde mir klar: Das muss ein Frauenknast sein. Die Schilder, welche darauf hinweisen, dass man keine Hitchhiker mitnehmen darf, machten auf einmal auch Sinn.

Nach dem Knast wartete einen schöner Wanderweg, welcher teils durch Wälder führte, auf uns. An einem schönen Plätzchen nah am Wasser haben wir unser Nachtlager aufgestellt.

Tag 27

Der bisher höchste Berg auf dem Trail erwartete uns heute: Der Mount Taylor, 3’440 m.ü.m. Noch vor Sonnenaufgang machten wir uns auf den Weg. Der Zustieg war einfach und nicht zu steil. Doch ich spürte, dass die Luft dünner wurde und meine Pumpe lief auf Hochtouren. Weiter kam ein eiskalter Wind dazu. Diese Umstände machten die Gipfelbesteigung zu einer Challenge, und das noch vor dem Frühstück.

Doch die Anstrengung hat sich gelohnt. Was für eine Aussicht! Canyons und Lavafelder sehen von oben noch spektakulärer aus.

Beim Abstieg sind wir dann zum ersten Mal auf Schnee gestossen. Der kalte Wind begleitete uns mehr oder weniger den ganzen Tag, aber der Trail wurde einfacher und flacher. Am Abend hatten wir fast 45 km geschafft.

Ich machte mir eine Pfanne Reis zum Znacht und schwatzte noch eine Weile mit meinen Wandergspändli. Danach zog ich fast all meine Kleider an und machte mich mit meinen Schlafsack und meinem Quilt bereit für die Nacht. Es war eisig kalt und es dauerte eine Weile, bis ich aufgewärmt war und einschlafen konnte.

Tag 28

Es war eine kalte Nacht, vielleicht sogar die kälteste bisher. Erst als die Sonne aufgegangen war, verliess ich meinen Schlafsack.

Tagsüber wurde es wärmer als gestern und der Wind hat ein bisschen nachgelassen. Das kam mir sehr gelegen, denn der Wind raubt einem zusätzlich Energie.

Die Landschaft auf dem Hochplateau ist geprägt von Föhrenwälder, und es duftet herrlich nach Harz. Doch bereits am Nachmittag stiegen wir wieder in die Wüste ab. Die Landschaft wurde nicht unspektakulärer: Auf einen Schlag fühle ich mich wie mitten in einem Western. Yeehaw!

Tag 29

Die letzte Nacht war angenehm mild und der Sternenhimmel zeigte sich in voller Pracht.

Von Canyon zu Canyon ging es immer weiter. So schön und faszinierend die Landschaft auch ist, da gibt es einen Hacken: Das Wasser ist sehr knapp. Da ich bisher immer mindestens 2 Liter zu viel dabei hatte, entschied ich mich, für die nächsten 20 Meilen etwas weniger mitzuschleppen. Doch ich rechnete nicht damit, dass es auf einmal so heiss wird. Mir ging also zum ersten Mal, seit ich auf dem Trail bin, das Wasser aus. Und während ich fast am Verdursten war, speicherte mein Körper munter Wasser in den neu aufgetretenen Blasen meiner Füsse. Wie dekadent!

Die Quelle, die wir knapp vor Sonnenuntergang erreichten, fühlte sich an wie das Paradies. Auch wenn das Wasser etwas nach Kuhbisi roch: Es war wohl das beste Wasser, das ich je getrunken habe!

Tag 30

Nur noch 15 Meilen bis Cuba!

Meine Blasen an den Füssen machen mir leider immer mehr Probleme. Der Wanderweg ist auf diesem Abschnitt so sandig, das innert kürzerster Zeit die halbe Sahara in den Schuhen ist. Zusammen mit Schweiss werden die Socken dann irgendwann zu Schleifpapier. Demensprechend lädiert sehen meine Füsse aus.

Aber fertig gejammert. Etwa eine Stunde vor Cuba bot eine Familie Burger, Nachos und kalte Getränke an. Dieses Angebot kam genau zur rechten Zeit. Denn mein Essensproviant war aufgebraucht und mein Magen knurrte. Ich gönnte mir einem Burger mit frittiertem Brot und eine eiskalte Cola.

In Cuba angekommen, lagen dann noch einen Milchshake und ein paar Chicken Tenders drin. Danach deckte ich mich im Family Dollar ein, um später für die Fussoperation gewappnet zu sein: Epsom Salz, Verbandsmaterial und antiseptische Salbe.

Der viertelstündige Spaziergang zum Motel fühlte sich an wie ein Marathon. Doch die Zimmer sind erstaundlich sauber und schön eingerichtet. Nach der Dusche gönnte ich mir ein Fussbad, was zwar gebrannt hat wie die Hölle, aber bitternötig war. Danach verband ich meine Füsse und ruhte mich ein bisschen aus.

Am Abend ging ich mit anderen Wanderer essen. Wir fanden ein gemütliches mexikanisches Restaurant. Das Essen war köstlich und die Margaritas süffig.