Zu Fuss durch die USA

Tag 7-8: Trail Magic!

Tag 7

Obwohl ich die Nacht wieder einmal in einem richtigen Bett verbrachte, habe ich nicht so gut geschlafen, wie ich mir es erhofft hatte. Die Stille der Natur hat sich wohl schon zu fest in mein Hirn gebrannt.

Egal ob jemand die WC-Spühlung benutzte oder ein Auto vorbeifuhr, jedes noch so kleine Geräusch weckte mich auf. Ich versuchte dann, zumindest etwas auszuschlafen, aber auch das wollte nicht so richtig klappen.

Beim Verlassen des Motels schaute ich noch kurz in die Hikerbox. Das ist eine Box, in die Wanderer Dinge legen, die sie nicht mehr brauchen und man sich bedienen kann. Was ich darin fand, konnte ich fast nicht fassen! Sechs nigelnagelneue Heringe! Ich hatte genau die gleichen gestern in den Warenkorb von Amazon gelegt, gekauft habe ich sie noch nicht, weil ich befürchtete, dass noch mehr Dinge dazukämen.
Spätestens in Colorado werde ich mein Zelt mit Extraheringen wetterfest machen müssen. Nun bin ich bereits jetzt vorbereitet, was sicher auch nicht schadet.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen mit extra viel Gemüse schnürte ich wieder meine Trailrunningschuhe und zottelte los. Meine Wandergspändli bleiben noch eine Nacht in Lordsburg. Mich zog es weiter, also brach ich alleine auf. Die andere werde ich spätestens in Silver City wieder treffen.

Bis ich wieder auf dem Wanderweg war, musste ich zuerst etwa zwei Stunden dem Highway entlang laufen. Da nur sehr wenig Verkehr war, störte mich das nicht gross.

Als ich den Highway verlassen hatte, fing das Abenteuer an. Die Wanderwegschilder waren sehr knapp, dafür gab es überall Kuhpfade. Die Tatsache, dass ich mich auf einer riesen Sandebene, wo alles gleich aussieht befand, machte das Ganze auch nicht einfacher. Wie ein Dööfi versuchte ich mit dem Smartphone vor dem Gesicht, irgendwie den Weg zu finden. Einmal bin ich kläglich gescheitert. Ich war mir sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Zielgerade voraus, leider etwas zu weit gegen Westen.

Später wurde es dann einfacher. Die Umgebung war von Hügel gezeichnet und somit hatte ich wieder Anhaltspunkte. Und der Weg war besser gekennt zeichnet.

Mit Supertramp in den Ohren wanderte ich frohlockend durch die Gegend, da entdeckte ich an einem Hang weit weg von mir plötzlich etwas pechschwarzes mit vier Beinen. Hier ist noch nicht typisches Bärenland, aber man weiss ja nie… Ich näherte mich dem unbekannten Objekt, konnte aber trotzt meinen frisch gelaserten Adleraugen immer noch nicht erkennen, was es ist. Also nah m ich mein Smartphone zur Hand und zoomte mit der Kamera, was das Zeug hält. Dann die Erleichterung: Ich sah einen langen Schwanz. Also nur eine Kuh. Später hat sie mich dann auf dem Weg noch persönlich begrüsst.

Es ist merkwürdig, wie anders und intensiver man die Gegend um einem war nimmt, wenn man alleine unterwegs ist. Die letzten Tage war ich immer unter Leuten und habe nicht annähernd so viele Tiere gesehen oder Geräusche gehört (wenn nicht gleich Supertramp auf meinen Ohren läuft).

Die Zeit raste und auf einmal ging hinter meinem Rücken die Sonne unter und vor mir der Mond auf. Die Stimmung war fantastisch. Ich hatte noch Energie und der fast Vollmond war richtig hell. Also wanderte ich bis etwa 21.00 Uhr durch.

An einem schönen Platz, so weit ich das denn in der Dunkelheit auch beurteilen konnte, stellte ich mein Zelt auf. Ich kochte mir noch eine Portion Teigwaren und huschte dann in mein Zelt. Ganz nah neben mir hatte sich wohl auch ein Koyote zur Ruhe gesetzt. Ab und zu jaulte er den Mond an.

Tag 8

Der heutige Tag war geprägt von Trail Magic! Trail Magic sind kleine Gesten vom Trailangels, die den Wanderer den Tag versüssen. Mehr dazu später…

Ich bin heute Morgen einfach nicht aus dem Zelt gekommen. Eine Stunde später als geplant konnte ich mich dann endlich überwinden, aufzustehen. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, gabs ein schnelles Frühstück: Statt Haferbrei, Haferriegel – getunkt in Nutella.

Die Landschaft hat sich seit Lordsburg sehr verändert. Es ist hügeliger und grüner und es hat gaanz viele wunderschöne Schattenplätze. Selbst auf fast 2’400 m.ü.m wachsen hier noch prächtige Bäume. Auch der Duft hat sich verändert. Während ich in der Wüste vor allem mich – jenach Windrichtung noch meine Wandergspändli – roch, liegt jetzt ein herrlicher Duft nach Harz in der Luft.

Um die Mittagszeit herum kam ich an einem Highway vorbei. Etwas abseits stand ein weisser Van, davor eine Frau, die mir zuwinkte. Ich ging zu ihr und sie erklärte mir, sie wohne im Van, und wenn sie nicht selber am Wandern ist, sorgt sie für ein bisschen Trailmagic. Ich sollte mich doch setzten. Noch so gerne liess ich mich im Campingstuhl nieder. Was ich denn trinken möchte, fragte sie. Zu einer eisgekühlten Cola konnte ich nicht nein sagen. Sie fragte mich, ob ich irgendwelche Wunden zum Versorgen hätte, sie habe alles da. Zum Glück konnte ich dieses Angebot ausschlagen. Nach einem netten Gespräch wollte ich ihr ein paar Dollar geben. Die wollte sie ums Verrecken nicht annehmen. Ich solle mir damit etwas schönes in Silver City kaufen. Sogar mein Wasservorrat konnte ich noch auffüllen, wofür ich ebenfalls sehr dankbar war. Denn das Wasser ist sehr knapp auf dieser Strecke.

Einige Meilen weiter stand eine Kühlbox am Wegrand, gefüllt mit Bananen und Cola-Büchsen. Wow, so viel Trail Magic an einem Tag! Hoffentlich gewöhne ich mich nicht daran.

Ich lief noch ein paar Meilen und an einem schönen, ebenen Platz setzte ich mich zur Ruhe.

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  1. Margrith Wicki

    Hey Connie, wyterhin aues Gueti und höt schöni Oschtere. Velecht hed sich ufem Wäg au no de Oschtethaas versteckt…..🐄🐇🐰🐍🦂🐛🐞🐞🐞🐞🐞

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